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Trinkwassersicherung:

Achslacher Bürgermeisterin erläutert Konzept

 

05.04.2022 | Stand 04.04.2022, 17:05 Uhr

Michael Kramhöller

Trinkwassersicherung

Die Sanierung und Erneuerung der Wasserversorgung in Achslach drängt und wird die Investitionstätigkeit der Gemeinde in den nächsten Jahren prägen. −Symbolbild: Aaron Graßl

 

Vor etwa 60 Jahren sind die Wasserleitungen in Achslach verlegt worden. Damals wurden meistens Rohre aus Gusseisen eingebaut, die oft auf Privatgrund oder unter bestehenden Gebäuden verlaufen.

Das Leitungsnetz befindet sich aktuell in einem maroden Zustand. Die vermehrt auftretenden Rohrbrüche sind schwer zu orten, manchmal geht viel kostbares Wasser verloren. Die Sanierung und Erneuerung der Wasserversorgung drängt und wird die Investitionstätigkeit der Gemeinde in den nächsten Jahren prägen. Die vorgesehenen Maßnahmen erläuterte Bürgermeisterin Gaby Wittenzellner bei der Bürgerversammlung, zu der knapp 40 Gemeindebewohner und Gemeindebewohnerinnen in den Saal des Gasthofes Kraus gekommen waren.

Bei derzeit geschätzten Gesamtkosten von 2,166 Millionen Euro muss nicht nur die Kommune tief in die Tasche greifen. Zur Kasse gebeten werden auch die Bürger, die mit höheren Verbrauchsgebühren und wahrscheinlich mit Verbesserungsbeiträgen rechnen müssen.

Als "heißes Thema" bezeichnete die Rathauschefin die Sicherung der Trinkwasserversorgung. "Im Gemeinderat haben wir an einem Konzept gebastelt, das viel Zeit und Nerven gekostet hat", betonte Wittenzellner. Sie erinnerte an die Auseinandersetzung mit dem Gesundheitsamt, das wegen einer nicht gesicherten "dauerhaften Keimfreiheit" die Eigenversorgung in Frage gestellt habe. Gegen den Bescheid des Landratsamtes habe die Gemeinde geklagt, aber vor Gericht den Kürzeren gezogen. "Was mich ziemlich geärgert hat", gab die Bürgermeisterin zu. Nach längerem Hin und Her sei aber nun die "Angelegenheit vergessen", nach einer Verbesserungsmaßnahme (Einbau einer 60.000 Euro kostenden UF-Anlage im Hochbehälter Lindenau) habe sich das Gesundheitsamt mit Sanierungskonzept und Sanierungszeitplan einverstanden erklärt. "Und der Anschluss an die Fernwasserversorgung ist vom Tisch", fügte Gaby Wittenzellner hinzu.

Zweite Brunnenbohrung war von Erfolg gekrönt

Ein kleiner Baustein des Gesamtkonzepts konnte bereits gesetzt werden. Die Bürgermeisterin erläuterte zwei durchgeführte Tiefbrunnenbohrungen im Bereich Lindenau. Die erste Maßnahme an einem Standort im Staatsforst sei jedoch erfolglos verlaufen und wegen geringer Ergiebigkeit eingestellt worden. "Danach haben wir drei Wünschelrutengänger beauftragt, die unabhängig voneinander eine wasserführende Stelle auf einem Privatgrundstück aufgespürt haben", erzählte Wittenzellner. Die zweite Brunnenbohrung sei von Erfolg gekrönt gewesen: "Ein Kurzzeitpumpversuch hat eine förderbare Wassermenge von 1,2 Litern pro Sekunde ergeben". Nicht unerwähnt ließ die Rathauschefin, dass sich die Grundstücksbesitzer sehr entgegenkommend und verständnisvoll gezeigt hätten. Die Ausgaben für die Brunnenbohrungen, ausgeführt von einer Fachfirma aus der Nähe von Erding, hätten mit rund 85.000 Euro zu Buche geschlagen.

Für das neue Wasserversorgungskonzept hatte das Planungsbüro Kiendl & Moosbauer fünf Varianten mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen ausgearbeitet. "Der Gemeinderat hat sich im Herbst vorigen Jahres für Variante III entschieden", berichtete Gaby Wittenzellner den Zuhörern. Kernpunkt sei die Versorgung mit drei Hochbehältern, dem bereits bestehenden in Kalteck und zwei neuen Bauwerken, die in Lindenau und Achslach errichtet werden. Bei den Investitionsaufwendungen sei ein Betrag von 2,166 Millionen Euro errechnet worden, der Projektkosten-Barwert (PKBW) belaufe sich auf 2,945 Millionen Euro. Zum Vergleich erwähnte die Bürgermeisterin die PKBW-Zahl für den Fernwasser-Anschluss, der mit 4,185 Millionen Euro wesentlich teuer kommen würde.

Maßnahmen werden verteilt auf mehrere Jahre

Aufgrund der hohen finanziellen Belastung kann das Wasserkonzept nur Schritt für Schritt umgesetzt werden. Erste Maßnahme ist der Neubau der Wasserleitungen in der Hauptstraße, der mitten durch Achslach führenden Kreisstraße REG 14, die wahrscheinlich im Jahr 2024 saniert wird. "Und vorher müssen unsere neuen Wasserrohre eingebaut werden", verdeutlichte Gaby Wittenzellner. Ein Teil der jetzigen Leitungen führe durch private Grundstücke oder unter bestehenden Gebäuden, die neuen Wasserrohre würden ausschließlich auf Straßengrund eingebaut, sagte die Bürgermeisterin, die dann auf den vorgesehenen Zeitplan einging. Heuer wolle man das Bodengutachten erstellen lassen und eine Kamera-Befahrung für die Abwasserleitungen durchführen, die Planung fertigstellen und im Herbst/Winter die Ausschreibung auf den Weg bringen.

Die Bauarbeiten – neben neuen Leitungen in der Hauptstraße ist auch eine Anbindung zum Hochbehälter Lindenau (mit Druckminderung) vorgesehen – müssten im Jahr 2023 über die Bühne gehen, fuhr Wittenzellner fort. Während der Bauzeit von etwa drei Monaten sei eine Vollsperrung der Kreisstraße erforderlich. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt bezifferte die Bürgermeisterin auf rund 515000 Euro (420000 für Hauptleitungen und 95000 für öffentliche Hausanschlüsse). Hinzu kämen etwa 80000 Euro für private Hausanschlüsse und weitere Aufwendungen für Bodengutachten, eventuelle Kanalsanierungen und die Erschließung des Ortsteils Bachlehen. Zur Förderung sagte Gaby Wittenzellner, im Förderprogramm RZWas würden derzeit nur Sanierungen bezuschusst, so dass die Gemeinde bei einer förderfähigen Leitungslänge von 550 Metern einen Zuschuss von rund 200000 Euro ansetzen könne. Die weiteren Maßnahmen des Wasserkonzeptes möchte die Gemeinde in den Jahren 2024 (Hochbehälter Lindenau) und 2026/27 (Hochbehälter Achslach) in Angriff nehmen.

Eine Neuerung verkündete die Rathauschefin zum Breitband-Ausbau. "Die Gemeinde Achslach hat bereits eine Anschlussquote von 98 Prozent. Um auch noch den restlichen sechs Anwesen im Bereich Frath einen Anschluss ans gigabitfähige Glasfasernetz zu ermöglichen, haben Achslach und Gotteszell eine interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) vereinbart", freute sich Gaby Wittenzellner.

Breitband: Minister übergibt Förderbescheid

Sie vermutet, dass diese IKZ mit 90-prozentiger Förderung die bislang einzige in Bayern ist, denn den Zuschussbescheid übergebe kein Geringerer als der Bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker, der voraussichtlich am 20. Mai nach Gotteszell und Achslach kommen werde. Zum Breitband-Ausbau hatte die Rathauschefin noch einige Eckdaten parat: Glasfasernutzung für fast alle der 330 Haushalte, Abwicklung in zwei Abschnitten (zuerst Außen- und dann Innenbereich) mit einer Leitungslänge von insgesamt 56 Kilometern sowie sechs Glasfaser-Netzverteilern, Förderung von 90 Prozent.

Bei der Bürgerversammlung, zu der Gaby Wittenzellner eine umfangreiche Powerpoint-Präsentation mit zahlreichen Fotos zusammengestellt hatte, nutzten einige Bürger die Möglichkeit, zwischendurch Fragen zu stellen. Bei den abschließenden Wortmeldungen wurden nur mehr ein paar Wünsche und Anregungen vorgebracht. Zu einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Kreisstraße bemerkte die Bürgermeisterin, dass dieses Anliegen bei einer Verkehrsschau vor einiger Zeit erörtert worden sei. Man werde nochmals einen Versuch starten, wenngleich die Chancen für eine Verringerung von 50 auf 30 km/h gering seien.

Schwer realisieren lässt sich auch ein Gehweg vom neuen Baugebiet "Am Leuthenhang" hinunter ins Dorf. Entlang der Kreisstraße sei aufgrund beengter Verhältnisse und Hanglage eine Trassenführung sehr schwierig, meinte Wittenzellner, die jedoch versprach, mit dem Landkreis Kontakt aufzunehmen. Zur Frage nach der Ausweisung eines neuen Baugebietes antwortete die Rathauschefin: "Wir sind dran", zumal einige Anfragen vorliegen würden. Zu den übrigen Themen der Bürgerversammlung folgt ein weiterer Bericht.