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Abschied von einem einfühlsamen Seelsorger

 

Große Trauergemeinde beim Requiem für den langjährigen Achslacher und Bernrieder

Pfarrer Josef Aichinger

 

24.11.2023 | Stand 24.11.2023, 4:00 Uhr cd6cda697be7-29-111345868Hauptzelebrant Weihbischof Dr. Josef Graf (Mitte) als Vertreter des Bischöflichen Ordinariats mit den Konzelebranten: Pfarrer Tobias Magerl, Kaplan Kishimbe, Pater Christopher (alle Pfarreiengemeinschaft Teisnachtal), Pfarrer Godehardt Wallner (Edenstetten-Bernried), Pater Dr. Michael Kaufmann (Metten), Kurssprecher Pfarrer Josef Beer (Ebermannsdorf), Pfarrer Kilian Limbrunner (Runding-Chamerau), Monsignore Wolfgang Huber (Missio München), Kanonikus Karl Raster und Dekan Stadtpfarrer Josef Geismar. − Foto: Anneliese Peschl

 

Leider habe er Pfarrer Josef Aichinger nicht persönlich gekannt, dennoch sei ihm der, an einer schweren Krebserkrankung verstorbene Mitbruder in den vergangenen Tagen in einigen Telefongesprächen und der Einsicht in seine Personalakte ein wenig vertraut geworden, begann Weihbischof Josef Graf die Trauerrede. Es habe ihn mit Achtung erfüllt, was er über ihn gehört habe, da mit Josef Aichinger offensichtlich ein liebenswürdiger Mensch, ein feinfühliger und eifriger Pfarrseelsorger gestorben sei. 

Josef Aichinger wurde am 2. Mai 1939 in Wolfertsried in der Pfarrei Achslach geboren. Seine Vorschuljahre fielen in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Ab Herbst 1945 besuchte er die Volksschule in Achslach. Anschließend hat er in seinem Heimatort die landwirtschaftliche Berufsschule besucht und auf dem elterlichen Hof mitgearbeitet. Im Winterhalbjahr 1960/61 war er an der der Landwirtschaftsschule im Kloster Schweiklberg. 

Doch der junge Landwirt spürte, dass er etwas anderes wollte, als Landwirt zu sein. „Immer wieder kam mir der Gedanke, dass doch der Herrgott gewollt hätte, dass ich Priester werde“, schrieb er 1961 in einem Brief an den Ephor, den Beauftragten für die Spätberufenen im Bistum Regensburg. Der Verstorbene möge ihm verzeihen, so der Weihbischof, dass er diesen Satz in der Ansprache zitiere, er habe ihn sehr berührt.

Trotz anfänglicher Skepsis der Eltern, vor allem des Vaters, ging Aichinger, ermuntert vom Spätberufenen-Beauftragten und unterstützt vom Heimatpfarrer, an die Spätberufenenschule und das Gymnasium in Waldram in der Erzdiözese München. Die Umstellung von der Arbeit auf dem Bauernhof zum Schulbesuch in Waldram war aber dann doch für ihn zu heftig. Ihm wurde empfohlen, nach Neuss, in der Erzdiözese Köln zu wechseln. Im Aufnahmegesuch in das Priesterseminar schrieb Aichinger 1966: „Ich trat in das Abendgymnasium in Neuss ein, da ich dort in den ersten vier Semestern halbtags auch in der Landwirtschaft tätig sein konnte. So vollzog sich der Übergang ohne Schwierigkeit. Nach acht Semestern habe ich nun das Reifezeugnis erworben.“

Es folgten die Studienjahre an der damaligen Regensburger philosophisch-theologischen Hochschule bzw. bereits an der theologischen Fakultät der neu gegründeten Universität Regensburg, an der Josef Aichinger im Juni 1970 die Abschlussprüfung machte.

Nach dem Pastoralkursjahr wurde Josef Aichinger am 3. Juli 1971 im Dom zu Regensburg von Bischof Rudolf Graber zum Priester geweiht. Seine erste Kaplanstelle erhielt der Neupriester in Altenstadt an der Waldnaab. Bereits nach einem Jahr kam er für vier weitere Jahre in die Deggendorfer Stadtpfarrei Mariä Himmelfahrt und somit wieder in die Nähe seiner Heimat. 1976 wurde ihm die Pfarrei Stephansposching verliehen. Nach 13 Jahren wechselte Pfarrer Aichinger nach Bernried, wo er 20 Jahre lang als Pfarrer wirkte. Zum Eintritt in den Ruhestand, im 70. Lebensjahr, kehrte er 2009 in sein Heimatpfarrdorf Achslach zurück, wo er sich zuvor schon eine Ruhestandsbleibe geschaffen hatte.

Pfarrer Josef Aichinger sei ein eher ruhiger und zurückhaltender, allerdings mit einem großen, seelsorgerischen Einfühlungsvermögen ausgestatteter Mensch gewesen, beschrieb ihn Weihbischof Graf. Mit diplomatischem Geschick habe er Menschen animieren können, sich in der Pfarrgemeinde einzubringen, und besonders auch junge Menschen ansprechen können. Ebenso habe er einen Blick auf die gehabt, die ein aufmunterndes Wort und Trost brauchten. Trotz seiner starken Heimatverbundenheit, habe er über den Tellerrand geschaut, habe ein offenes Herz für die Armen in der Welt gehabt, vor allem Missio und andere Hilfswerke unterstützt. Diese Weite des Herzens habe vielleicht auch mit einem Hobby von Aichinger, dem Fliegen, zu tun gehabt. Als Mitglied eines Flugsportvereins erwarb er den Flugschein, flog am Steuer eines Sportflugzeugs sogar bis Griechenland. Ein anderer Aspekt seiner Persönlichkeit seien Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit, die Liebe zur Natur und zur Schöpfung, gewesen. Da sei er wohl seinen bäuerlichen Wurzeln treugeblieben.

„In den letzten Monaten seines Lebens hatte er eine neue, große Herausforderung zu bestehen“, so Weihbischof Graf. Ihm sei noch einmal eine andere Reifeprüfung seiner priesterlichen Laufbahn abverlangt worden, im Ertragen einer schweren und schließlich tödlichen Krebserkrankung. Erst heuer im April sei sie diagnostiziert worden und er sei von seiner Cousine Maria fürsorglich betreut worden, wofür ihr großer Dank gebühre.

In den allerletzten Tagen seines Lebens konnte er dann nicht mehr zuhause betreut werden und wurde in das Hospitz im ehemaligen Ursulinenkloster Niederalteich gebracht, wo er am vergangenen Sonntag gestorben ist.

Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München, dankte Pfarrer Aichinger, dass er trotz seiner starken Verwurzelung in der Heimat stets seinen Blick in die Welt offen gehalten habe. Viele unterschiedliche Projekte habe er ohne großes Aufhebens unterstützt, ob in Afrika, Asien, Ozeanien.

Mit einem berührenden Nachruf verabschiedete sich Pfarrer Josef Beer, ehemaliger Kurssprecher, von seinem Mitbruder. Mit Pfarrer Aichinger verliere man einen Kursteilnehmer, der für seine tiefe Frömmigkeit sehr geschätzt war. 

Die Gemeinde Bernried nehme Abschied von einem besonderen Menschen, der über zwei Jahrzehnte das kirchliche, aber auch das gesellschaftliche Leben mitgeprägt habe, so Bürgermeister Stefan Achatz. Man erinnere sich gerne an seine mitreißenden und inspirierenden Predigten, ob in Ödwies, auf dem Vogelsang oder bei den Gottesdiensten in der Pfarrkirche. Viele Menschen hätten sie gerne besucht, um aufmerksam die tiefgründigen Ausführungen Pfarrer Aichingers zu hören. Für viele sei er ein Freund und Unterstützer gewesen. Für sein Wirken sei er 2009 mit der höchsten Auszeichnung einer Kommune, der Vergabe des Ehrenbürgerrechts, ausgezeichnet worden.


Florian Häusler, Mesner und Kommunionhelfer in Bernried, der seit seiner Ministrantenzeit bei Pfarrer Josef Aichinger im Dienst der Pfarrei steht, trug beim Requiem Lesung und Fürbitten vor.
 

− anp